Google Street View – Verjüngungskur 2023, Fakten und Hinweise

Erschienen am: 20. Juli 2023

Sabrina Jost, Rechtsanwaltskanzlei Kilian & Kollegen, Kitzingen - Fachanwältin für ArbeitsrechtBei Google Street View handelt es sich um einen Dienst von Google. Und man kann Google Street View durchaus als eine Art erweiterte Version von Google Maps bezeichnen. Während Google Maps „nur“ eine einfache, skalierbare geografische Draufsicht, die mit diversen Schmankerl (Routenplanung) ausgestattet ist, parat hält, führt Google Street View den Benutzer gleich einmal in 3D herum. Der Dienst Google Street View ist in der Lage, den Betrachter „virtuell“ durch Straßen und Orte auf der ganzen Welt zu geleiten. Hochauflösende Panoramabilder sorgen hierbei dafür, dass man sich mitunter 360-Grad-Ansichten von Straßen, Gebäuden, Sehenswürdigkeiten und anderen interessanten Orten direkt auf dem Display anschauen kann. Auch ist Google Street View in der Lage, den Betrachter dank Zoom sowie wählbaren Schwenk- und Blickwinkeln durch unzählige Straßenzüge deutschlandweit zu führen. Ist das entsprechende Bildmaterial in ausreichenden Mengen verfügbar, kann man mit Google Street View nahezu lückenlos Deutschland aus einer virtuellen Perspektive heraus erkunden.

Wie funktioniert Google Street View?
Um dies zu realisieren, werden speziell ausgerüstete Fahrzeuge, die mit mehreren Kameras auf dem Dach ausgestattet sind, weltweit herumgeschickt. Diese Fahrzeuge fahren auf öffentlichen Straßen und nehmen kontinuierlich Bilder auf. Die Kameras erfassen die Umgebung dabei in alle Richtungen und zeichnen unzählige Einzelaufnahmen auf, welche später dann zu einem möglichst nahtlosen 360-Grad-Panoramabild zusammengesetzt werden. Kaum vorstellbar für den Laien, welche Datenmengen hier erfasst und ausgewertet werden.
Zusätzlich zu diesen speziellen Kamera-Fahrzeugen gibt es auch sogenannte Street View Trekker, die von Fußgängern getragen werden und dafür gedacht sind, Orte mit begrenztem Zugang zu erfassen. Gerade bei historischen Stätten bietet dies ungeheuer interessante Einsichten.

Sinn von Google Street View
Nahezu nahtlos zusammengefügt, bietet Street View letztendlich die Möglichkeit, Straßen und Städte aus der Ich-Perspektive zu betrachten. Man kann sich entlang von Straßen bewegen, 360-Grad-Bilder anschauen, den Standort wechseln und in verschiedene Richtungen blicken. Aber auch Innenräume bestimmter Geschäfte, Museen oder anderer öffentlicher Einrichtungen sind erkundbar vorausgesetzt, diese wurden für Street View freigegeben.

Aktualisierung seit Juli 2023
An und für sich eine wirklich spannende Sache, die durchaus ihren Reiz besitzt. Als Google Street View im Jahr 2010 in Deutschland eingeführt wurde, stieß der Dienst seinerzeit auf erheblichen Widerstand seitens der Politik, Hauseigentümer und Datenschützer. Nahezu eine Viertelmillion Menschen legten damals Widerspruch ein und zwangen Google dazu, die Abbildungen ihrer Häuser durch starkes Pixeln unkenntlich zu machen, was sich negativ auf die Gesamtqualität des Dienstes auswirkte. Denn außer einigen farbigen Pixel konnte der Betrachter nichts mehr erkennen. Als Reaktion auf die Kontroverse kündigte man im Jahr 2011 an, keine weiteren Kamerafahrten mehr durchzuführen. Seit Mitte Juli 2023 nun aktualisiert Google das Material online nach und nach und ersetzt bestehende alte Grafiken mit neueren Aufnahmen. Das bedeutet, dass viele der alten Aufnahmen ersetzt werden, auch die gegen deren Veröffentlichung betroffene Eigentümer und Mieter Widerspruch eingelegt haben.

Spionagemöglichkeit – inbegriffen?
Mit Sicherheit bietet Google Street View einen praktischen Nutzen und bedient nicht nur simplen Voyeurismus. Zusätzlich trägt man dafür Sorge, dass aufgenommene Passanten sowie die Kennzeichen von Fahrzeugen unkenntlich gemacht werden. Was bleiben könnte, ist die Sorge, dass jedermann einfach so schauen kann, welche baulichen Gegebenheiten vor Ort existieren. Ist ein Zaun vorhanden? Sind auf der Mauer Unebenheiten zu erkennen, die Kletterer fernhalten sollen? Oder werden Fenster durch Mauerkrallen abgesichert? Selbst die Beschaffenheit von Fensterrahmen kann recherchiert werden. Wäre es leichter, eine Leiter seitlich anzulehnen oder kann der Plastikrahmen des Fensters schnell aufgehebelt werden?

Spionagemöglichkeit? – nicht wirklich
Einmal Auskundschaften leicht gemacht? – und das nicht nur für den zivilen Bedarf? Derart propagierte Schlagzeilen finden Gehör und lösen sofort Bedenken bei Lesern aus. Bedenken, die ernst genommen werden müssen. Überzeugen Sie sich am besten selbst, surfen Sie mithilfe von Google Street View direkt bei sich zu Hause vorbei und klappern Sie danach gleich alle weiteren für Sie relevanten Lokalitäten ab.
Hand aufs Herz: Finden Sie dort Ansichten und Einblicke, die nicht auch jeder reguläre Autofahrer direkt von der Straße aus erfassen kann?
Betrachten wir kurz einmal die Realität. Diese besteht aktuell aus unzähligen Dash-Cams, Smartphones mit gigantischen Nutzerprofilen und vor allem unserer unkritischen Bereitschaft, alles gedankenlos mit datenhungrigen Diensten zur Verfügung zu stellen.
Tagtäglich nehmen privat genutzte Dash-Cams alles rund um sich herum während der Fahrt im öffentlichen Straßenverkehr auf. Tagtäglich protokollieren unzählige bekannte sowie versteckte Dienste unser gesamtes Verhalten. Tagtäglich werten zahllose Dienste unsere Daten aus und erstellen immer raffiniertere Profile von uns. Targeted Advertising – zielgerichtete Werbung verblasst dabei nur noch zum Nebenprodukt. Denn das Zusammenführen zu sogenannten Metadaten bildet mittlerweile mehr als nur die Grundlage einer Einschätzung von Schwarm- und Rudelverhalten ab. Nein – eine solche Technik taugt mittlerweile dazu, zukünftige Entwicklungen erschreckend genau zu deuten.
Hierzu oft zitiert, aber mehr als passend: George Orwell. Und auch dieser konnte sich nicht einmal in seiner Fantasie alles ausmalen, was heute schon der Realität entspricht.

Während wir also, ohne nachzudenken, alle unsere Informationen bereitwillig mit Facebook, Instagram, WhatsApp, TikTok, Google, Apple und den unzähligen Apps auf unseren Smartphones teilen. Und von diesen Diensten digital bis aufs letzte Byte analysiert werden, vergessen wir bei allem Service und Nutzen das Wichtigste. Sobald etwas kostenlos verfügbar ist, ist der Nutzer selbst letztendlich das Produkt.

Nichtsdestotrotz zurück zu Google Street View. Google ist verpflichtet, jedes Haus und jede Wohnung unkenntlich zu machen, wenn Mieter oder Eigentümer dies wünschen. Alte Anträge von 2010 sind jedoch nicht mehr gültig, und so müssen diese erneut gestellt werden. Ein Widerspruch ist per Mail, Formular oder auch postalisch möglich. Letztendlich ist solch ein Widerspruch jedem selbst überlassen. Entsprechende Anlaufstellen sind am Ende des Beitrags für Sie verlinkt.
Klitzekleiner ironischer Seitenhieb am Rande: Weitere Infos zu diesem Thema finden Sie übrigens auch direkt mit einer einfachen Google-Suche.

Mehr zum Thema finden Sie direkt in der Wikipedia:
Google Street View

Wikipedia – der Begriff „Pixel“ erklärt:
Pixel

Wikipedia – der Begriff „Metadaten“ erklärt:
Metadaten

Weitere Informationen finden Sie bei der „Verbraucherzentrale Bundesverband“ Berlin:
Apple „Look around“ und Google „Street View“: So widersprechen Sie Fotos

Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit
Google Street View: Widerspruch einlegen

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