Falsche Identitäten, echte Verhaftungen: Auf WhatsApp-Betrug folgen zahlreiche Strafverfahren

Erschienen am: 25. April 2024

Frank Barthel, Rechtsanwaltskanzlei Kilian & Kollegen, Kitzingen - Fachanwalt für StrafrechtDie Nürnberger Kriminalpolizei verzeichnet einen Erfolg im Kampf gegen eine bundesweit operierende Betrügerbande mit der WhatsApp-Betrugsmasche „Hallo Mama, hallo Papa, ich habe eine neue Telefonnummer“. Seit Anfang 2023 ermittelte das Kommissariat 47 des Kriminalfachdezernats 4 in Nürnberg gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen eine Bande von mindestens sechs Betrügern wegen bandenmäßigen Betrugs. Die Betrüger praktizierten hierbei diverse Vorgehensweisen mithilfe des bekannten Messengerprogramms WhatsApp. Zusätzlich gaben sich die Betrüger auch oft als Bankmitarbeiter aus.

Ermittlungskommission „EKO Geist“
Um die umfangreichen Tatkomplexe zu bewältigen, wurde eine Ermittlungskommission mit dem Namen „EKO Geist“ beim zuständigen Fachkommissariat eingesetzt. Die Ermittlungen enthüllten, dass die Bande zusätzlich ein Netzwerk von mindestens 50 „Finanzagenten“ betrieb, die Bankkonten für illegale Geldtransfers zur Verfügung stellten. Solche Finanzagenten sind Personen, die von den Betrügern oft über soziale Netzwerke rekrutiert werden, um dann ihre eigenen legalen Bankkonten für Straftaten zu nutzen. Diese Finanzagenten übergaben häufig ihre Bankkarten samt PIN an die Bande und wurden dafür monetär entlohnt. Oft geschah dies selbst im Rahmen diverser betrügerischer Vorgehensweisen wie beispielsweise möglicher lukrativer Job-Offerten.

Zwei Betrugsmaschen wurden identifiziert
1.) WhatsApp-Betrug: Bei dieser Masche kontaktieren die Täter ihre Opfer per SMS oder WhatsApp und geben sich als deren leibliches Kind aus. Sie teilen mit, dass sie eine neue Rufnummer haben, da ihr bisheriges Handy defekt sei. Die Opfer werden dann gebeten, zeitnah Rechnungen für das vermeintliche Kind zu begleichen, da aufgrund des defekten Handys kein Zugriff auf das Onlinebanking möglich sei. Dabei werden die Kontodaten von zuvor angeworbenen Finanzagenten als Zahlungsempfänger genutzt. Dieser Ablauf wird so lange wiederholt, bis die Opfer schließlich Verdacht schöpfen.
2.) Bankmitarbeiter: Im Modus falscher Bankmitarbeiter kontaktieren die Betrüger ihre Opfer und geben sich als Mitarbeiter der Bank des jeweiligen Opfers aus. Zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme haben die Täter bereits Zugriff auf die Konten der Opfer und sind im Besitz von Zugangsdaten. Die Opfer werden dann dazu verleitet, Überweisungen im TAN-Verfahren freizugeben. In einigen Fällen erlangen die Täter sogar kompletten Zugang zum TAN-Verfahren, woraufhin sie uneingeschränkten Zugriff auf die Konten der Opfer haben.

Nicht nur in der BRD aktiv
Die getätigten Überweisungen wurden per Echtzeitüberweisung ausgeführt, wodurch das Geld umgehend auf den Konten der Finanzagenten gutgeschrieben wurde. Anschließend wurde es sofort bar abgehoben oder auf andere Konten überwiesen, wodurch Rückforderungen erfolglos blieben. Die Bande versendete innerhalb von 10 Tagen über 16.000 SMS mit dem Inhalt: „Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue Nummer, …“ um vermeintliche potenzielle Opfer zu kontaktieren. Hierbei beschränkten sich die Bandenmitglieder nicht nur auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, sondern versuchten auch im deutschsprachigen Ausland Opfer zu finden.

Festnahme im Raum Würzburg
Insgesamt gelang es den Kriminalbeamten in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bundesweit 76 Betrugsfälle, die der Bande zugeordnet werden können, aufzuklären. Der entstandene Vermögensschaden beläuft sich laut einer Pressemeldung des „Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration“ auf über 370.000 Euro. Gegen den Anführer der Gruppierung, einen 21-Jährigen aus Nürnberg, wurde ein Haftbefehl erlassen. Er wurde am 21.11.2023 im Würzburger Raum festgenommen, als er keinen gültigen Fahrschein vorweisen konnte. Seine Identität konnte nur durch seinen Fingerabdruck geklärt werden, da er bis zu seiner Festnahme eine falsche Identität nutzte. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen weitere Mitglieder der Bande dauern an. Gegen die sogenannten Finanzagenten wurden Strafverfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche eingeleitet.

Die entsprechende Pressemeldung des „Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration“ können
Sie hier direkt online einsehen:
WhatsApp Betrugsmasche „Hallo Mama, hallo Papa, ich habe eine neue Telefonnummer“ – Ermittlungserfolg der Nürnberger Kriminalpolizei gegen bundesweit agierende Betrügerbande

Weitere spannende Beiträge finden Sie direkt hier:
Polizei warnt erneut vor falschen Bankangestellten und Trickbetrügern

Recht | Region | Ratgeber

Kilian & Kollegen
Ihre Rechtsanwaltskanzlei in Kitzingen
Startseite

Frank Barthel, Fachanwalt für Strafrecht, Kitzingen
Rechtsgebiete: Strafverteidigungen | Mietrecht | Arbeitsrecht | Allgemeines Zivilrecht

„Falsche Identitäten, echte Verhaftungen: Auf WhatsApp-Betrug folgen zahlreiche Strafverfahren.“

Ähnliche Beiträge