Und? Wie viel haben Sie denn so auf dem Kerbholz?

Erschienen am: 7. März 2025

Sabrina Jost, Rechtsanwaltskanzlei Kilian & Kollegen, Kitzingen - Fachanwältin für ArbeitsrechtSicher kennen Sie die Redewendung „etwas auf dem Kerbholz haben“. Heute wird diese Redewendung verwendet, um auszudrücken, dass jemand in der Vergangenheit etwas falsch gemacht oder sich etwas zuschulden kommen lassen hat. Dies kann von kleinen Vergehen bis hin zu schwerwiegenden Taten reichen. Die Redewendung wird oft augenzwinkernd benutzt, kann aber auch ernst gemeint sein.

Der Ursprung der Redewendung „Etwas auf dem Kerbholz haben“
Der Ursprung dieser Redewendung liegt im Mittelalter, als das Kerbholz tatsächlich ein gebräuchliches Mittel zur Buchführung war. Es handelte sich um ein meist zweiteiliges Holzstück, auf dem Kerben eingeritzt wurden, um Schulden oder offene Rechnungen zu dokumentieren. Durch die einzigartige Holzmaserung war es nahezu fälschungssicher – einfach, aber genial. Besonders Menschen, die weder lesen noch schreiben konnten, nutzten dieses System als eine Art „Notizzettel“. Wer viele Kerben hatte, galt auch schon damals als jemand mit vielen Schulden oder Verpflichtungen.
Daraus entwickelte sich die heutige übertragene Bedeutung: Jemand schuldet noch etwas, hat sich etwas zu Schulden kommen lassen oder hat eine fragwürdige Vergangenheit.

Die Redewendung heute
Heutzutage wird die Redewendung meist im übertragenen Sinn verwendet, um auf Schuld, Verfehlungen oder eine zweifelhafte Vergangenheit hinzuweisen – jedoch in der Regel nicht im rechtlichen oder strafrechtlichen Kontext.

Historische Einblicke in das Kerbholz
Wer sich das Kerbholz in der Praxis anschauen möchte, findet eine kurze, aber sehr anschauliche Erklärung in der Dokumentation „Ein Tag auf Burg Münzberg 1218“, die aktuell beispielsweise in der ZDF-Mediathek abrufbar ist. Die Erklärung findet sich ab Zeitmarke 10:00 Min.
Übrigens: Der Titel der Sendung ist dabei sprichwörtlich Programm und zeigt viele weitere interessante historische Aspekte – insbesondere, wie im Mittelalter Recht und Ordnung interpretiert und entsprechend mit mittelalterlichen Methoden durchgesetzt wurden.
Sie können die ZDF-Mediathek direkt über Ihren Internet-Browser aufrufen:
„Ein Tag auf Burg Münzberg 1218“
(Eberhard von Münzenberg, Kastellan der Burg Münzenberg, verwaltet die Feste und sichert die umliegenden Dörfer in einer unruhigen Zeit. Als unehelicher Sohn kämpft er um gesellschaftliche Anerkennung und eine vorteilhafte Heirat. Doch ein Überfall auf seine Bauern bedroht seine Macht, denn die benachbarte Adelsfamilie von Grüningen will eine ertragreiche Mühle in ihren Besitz bringen und hat eine Fehde erklärt. Während Eberhard den Schutz der Burg organisiert, eskaliert der Konflikt. Am Abend des Hochzeitsbanketts spitzt sich die Lage zu: Die Fehdeführer versammeln sich vor dem Stadttor – ein Blutbad droht.)

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„Und? Wie viel haben Sie denn so auf dem Kerbholz?“

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